MÖRFELDEN-WALLDORF Kerstin Geis und Gerald Kummer, die beiden SPD-Landtagsabgeordneten aus dem Landkreis Groß-Gerau, besuchten am Dienstag im Zuge des Praxistags der Landtagsfraktion den Mönchbruch. Sozialdemokratische Landtagsabgeordnete informierten sich in ganz Hessen in ihren Wahlkreisen hautnah über Arbeitsbedingungen von Waldarbeitern, Naturschutz und Waldwirtschaft und legten selbst Hand an.
Mit dem Mönchbruch besuchten Geis und Kummer das zweitgrößte Naturschutzgebiet in Hessen. Südlich des Frankfurter Flughafens gelegen umfasst das Naherholungsgebiet 937 Hektar, beheimatet beispielsweise Alte Eichen, Erlenbruchwald, Stieleichen, Sumpfwald und etwa 540 verschiedene Pflanzenarten und ist eines der letzten großen Feuchtgebiete. Seit dem dreizehnten Jahrhundert gehörte es zum Kloster Eberbach, woher der Name Mönchbruch herrührt, und diente den Mönchen als Viehweide und zur Holzgewinnung.
Zuletzt wütete im August diesen Jahres über den angrenzenden Kommunen Mörfelden-Walldorf und Langen ein heftiges Unwetter, das auch im Mönchbruch seine Spuren hinterlassen hatte. „Wir konnten uns ein Bild machen vom Zustand des Waldes und auch von den Auswirkungen die Borkenkäfer, Rußrindenkrankheit, oder Eschentriebsterben in hessischen Wäldern haben“, sagte Kerstin Geis nach dem Praxistag.
„Die Klimaveränderung bedingt ein verändertes Verhalten bei allen Nutzern des Waldes, insbesondere aber auch für die Maßnahmen zur Bewirtschaftung“, resümierte Gerald Kummer nach sehr informativen Ausführungen durch Reinhard Ebert und den für das Gebiet zuständigen Förster der Forstbetriebsgemeinschaft. „Es gibt aber aus unserer Sicht keinen Grund zur Panik. Kerstin Geis und ich waren sehr beeindruckt vom Waldumbau und der naturnahen Bewirtschaftung, die man hier umsetzt und die vielversprechenden Lösungsansätze“, so Kummer weiter.
Zehn Prozent des Waldes sind zum Beispiel aus der Bewirtschaftung heraus genommen, um Versuchsfelder für alternative Baumarten zu gewinnen. Diese sollen mit veränderten klimatischen Bedingungen mit längeren Trockenperioden besser umgehen können als Fichten und Kiefern dies in der Regel tun. „Die Bewirtschaftung des Mönchbruch ist wirklich ein leuchtendes Beispiel“, stimmte Kerstin Geis zu. Dass Waldgebiete überall aus reiner betriebswirtschaftlicher Rechnung heraus genommen werden müssten, steht für beide sozialdemokratischen Abgeordneten fest. Bisher werde der gesellschaftliche und gesundheitliche Nutzen in keiner Weise berücksichtigt und nur wenn bestimmte Naturschutzkernflächen aus der Nutzung genommen werden, können dort alte Laubbäume stehen bleiben, Biotope sich entwickeln und sich auf dem Rückgang befindliche Pflanzenarten ausbreiten. „Die Landesregierung berücksichtigt einen solchen Ansatz leider in keinster Weise“, machte die Haushaltspolitikerin Kerstin Geis deutlich. Von den 200 Millionen im neuen Landeshaushalt werden 120 Millionen für konventionelle Waldbewirtschaftung veranschlagt. „Das Gebot der Politik muss sein, ein deutliches Mehr für den Naturschutz anzusetzen“, stimmte Gerald Kummer bei.
Denn es sind bereits erhebliche Folgen des Klimawandels sichtbar, wie entwurzelte Bäume. Im Rüsselsheimer Stadtwald werde durch den Leiter des Umweltamts, Reinhard Ebert, angemessen damit umgegangen, jedoch wird durch das Gespräch deutlich, dass in Hessen mehr Personal benötigt wird, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Die durch den Klimawandel verursachte Zunahme des Handlungsbedarfs bedeutet auch eine Mehrbelastung der Beschäftigten und veränderte Arbeitsbedingungen.
Nicht nur gehört die Waldarbeit und vor allem die Holzernte zu den gefährlichsten Arbeiten, die es gibt, bei der Natur, Mensch und Maschine aufeinander treffen. Insbesondere kritisierten Geis und Kummer die Bemessung des Waldgebietes, für das ein einzelner Mensch zuständig ist. Auf fünfundzwanzig Quadratkilometer verantwortet ein Förster Angebote zur Waldpädagogik, Maßnahmen zur Holzernte, Materialbestellung, Verkehrssicherung oder Waldbestandssichtung. „Wie leider überall im öffentlichen Dienst wird auch hier an falscher Stelle gespart. Und Leidtragende sind in diesem Fall Mensch und Natur!“ schlossen Geis und Kummer.