GERNSHEIM Fragen, wo der Schuh drückt und was er als Abgeordneter für die Menschen in seinem Wahlkreis tun kann – das ist für ihn gute Politik. Gerald Kummer ist in allen Städten im Mittel- und Südkreis Groß-Gerau unterwegs und kümmert sich um das, was den Menschen auf den Nägeln brennt. Sein Besuch in der Hebammenpraxis Ella in Gernsheim fügt sich ein in diese Idee und bot Raum für jede Menge berechtigter Klagen und Kritik am System durch Kathrin Weiser, Kummers Gastgeberin in den Räumlichkeiten der Praxis. Weiser, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Nicole Sudheimer die Praxis betreibt, kommt den gleich auf den Punkt: „Die Haftpflichtversicherung für Hebammen ist ein riesen Problem. Ein Gynäkologe alleine darf keine Geburt durchführen. Was macht unser Staat, wenn keine Hebammen mehr da sind? Das Problem bahnt sich seit Jahren an“, kritisiert die Hebamme die Untätigkeit der Politik. Die unklare Zukunft des Hebammenberufs sei ein Grund für den Mangel an Bewerberinnen, ein weiterer die unrealistische Vergütung mit den Krankenkassen. Die vergütete Zeit für Termine sei viel zu gering. Dabei sei Zeit für Aufarbeitung und Betreuung wichtig, denn „es ist nicht egal wie wir geboren werden“, betont Weiser. Sie begrüßt Initiativen in anderen Regionen, in denen Kommunen die Kosten der Haftpflichtversicherung der Hebammen übernehmen würden. Die Hoffnung auf grundlegende Besserung der Lage der Hebammen habe sie mittlerweile aufgegeben, auch wenn sie mit der Praxisgemeinschaft ein Gernsheimer Alleinstellungsmerkmal gegründet habe. „Die Bedingungen sind so schlecht, dass wir uns es wenigstens schön machen wollen. Außerdem ist mir die Gestaltung meiner eigenen Arbeitsbedingungen wichtig. Und für junge Familien, gerade nach der Geburt, gibt es sonst gar nix in Gernsheim“, begründet sie den Schritt der Praxisgründung in den Räumen der ehemaligen Zahnarztpraxis Scholz in der Schillerstraße. Dennoch seien die Räume sehr beengt, die Mietpreise in der Stadt für neue Räume zu teuer. Das gelte auch für das Ärztehaus: „Wir haben großes Interesse, ins Ärztehaus zu gehen, aber die aktuelle Lage der Hebammen lässt nur wenig finanziellen Spielraum zu. Ich möchte das Angebot gerne in Gernsheim beibehalten, wobei die Voraussetzungen auch hier besser sein müssten, zumal eine Hebammenpraxis ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt ist“, führt sie aus. Ihre Wünsche an Gerald Kummer sind klar: „Wir brauchen endlich eine Lobby, wir wollen unser Angebot hier vor Ort ausbauen, wir brauchen größere Räume, die bezahlbar sind und vor allen Dingen den Müttern Möglichkeiten zum Austausch bieten.“ Gerald Kummer, angesichts Weisers Offenheit erkennbar berührt, zeigt Handlungswillen: „Es ist genug geredet, wir müssen eine Initiative starten, um endlich Ihre Situation zu verbessern“. Dabei schwebe ihm sowohl eine stärkere Vernetzung mit dem Kreisklinikum in Groß-Gerau vor, wie auch eine Prüfung der Übernahme der Kosten für die Haftpflichtversicherung. Auch werde er bezüglich des Ärztehauses noch mal nachhaken.
Hebamme Kathrin Weiser: „Wir brauchen eine Lobby“ – Gerald Kummer (SPD) zeigt nach Besuch in Hebammenpraxis Handlungswillen
Gerald Kummers Besuch in der Hebammenpraxis Ella in Gernsheim bot Raum für jede Menge berechtigter Klagen und Kritik am System durch Kathrin Weiser, Kummers Gastgeberin in den Räumlichkeiten der Praxis.
